Ausbildung zur KosmetikerIn:
Entweder — oder!
Duale Ausbildung oder Berufsfachschule?
Beitrag der Fachpresse «beauty-forum» von Tanja Schaile, Akademie der Kosmetik
Der Beruf der KosmetikerIn ist ein anerkannter Ausbildungsberuf, den man sowohl als Auszubildende in einem Kosmetikinstitut und begleitend an einer staatlichen Berufsschule, oder an einer meist privaten Berufsfachschule absolvieren kann.
Schulabgänger und Berufseinsteiger stehen meist vor der Frage: Welche Ausbildungsform ist die Richtige? Was steckt hinter der jeweiligen Ausbildungsstruktur? Welche Unterschiede gibt es in Bezug auf Ausbildungszeit, Ausbildungsinhalte, Jobchancen und Vergütung? Die Wahl der richtigen Ausbildungsform ist eine wichtige Weichenstellung für einen erfolgreichen Start in den Beruf.
Hinweis: Der Text weicht von der veröffentlichen Version ab.
Traumberuf KosmetikerIn.
Ausbildungsarten im Vergleich
Die Struktur
Im Rahmen der dualen Ausbildung werden theoretisches Wissen und praktische Kenntnisse getrennt voneinander an meist 2 Lernorten unterrichtet: Im Ausbildungsbetrieb — meist ein Kosmetikinstitut — erlernen die Azubis die Berufspraxis, während an der Berufsschule ergänzend theoretische Grundlagen vermittelt werden. Duale Auszubildende sind Arbeitnehmer und Schüler zugleich, d. h. nach einer erfolgreichen Bewerbung schließen sie mit einem Fachbetrieb einen Ausbildungsvertrag und sind von da an fest im jeweiligen Unternehmen angestellt. Typischerweise wechseln sich Theorie und Praxis in wöchentlichen Blöcken ab.
Wer sich für eine rein schulische Berufsausbildung zur KosmetikerIn entscheidet, verbringt seine Ausbildungszeit an einem Ort, der Berufsfachschule. Im Unterschied zu allgemeinbildenden Berufsschulen, sind Fachschulen Bildungsträger, die sich auf die theoretische und praktische Ausbildung einer bestimmten Berufsgruppe — hier dem der KosmetikerIn — spezialisiert haben. Lehrpersonal und Ausstattung sind auf die Bedürfnisse des Marktes und der Berufsanfänger ausgerichtet. Der Unterricht findet während der gesamten Ausbildungsdauer in Vollzeit statt und konzentriert sich auf alle berufsrelevanten Kenntnisse und Fertigkeiten, die für eine erfolgreiche Berufsausübung wichtig sind.
Die Ausbildungsinhalte
Die Grundlage für beide Ausbildungsformen bildet das Berufsbildungsgesetz konkretisiert im jeweiligen Ausbildungsrahmenplan für Kosmetiker. Hier sind alle Lerninhalte für die Gestaltung des Theorie- und Praxisunterrichts vorgegeben.
Auszubildende des dualen Systems wechseln meist wochenweise zwischen Lehrbetrieb und Berufsschule. In der Praxis assistieren sie zunächst und erlernen nach und nach die im jeweiligen Betrieb angebotenen Behandlungstechniken.
Schüler von Berufsfachschulen wechseln — je nach Stundenplan — im Laufe der Schulwoche zwischen theoretischen und praktischen Unterrichtseinheiten. Fachtheorie erarbeiten die Schüler gemeinsam mit den jeweiligen Fachdozenten im Klassenverband oder in Lerngruppen. Die wichtige Berufspraxis erlernen die Schüler von Anfang an, an verschiedenen Testkunden, sog. Modellen, was eine besonders realitätsnahe Ausbildung auch an Berufsfachschule ermöglicht.
Die Ausbildungsdauer
Je nach Bundesland und Schulabschluss liegt die Ausbildungsdauer in der dualen Ausbildung bei 2,5 bis 3 Jahren. Die Ausbildung an der Berufsfachschule ist deutlich kürzer — diese beträgt in der Regel nur 1 bis maximal 2 Jahre.
Der Berufsabschluss
Auszubildende beenden Ihre Ausbildung mit einem staatlichen Berufsabschluss als KosmetikerIn und können deutschlandweit aber auch international als KosmetikerIn tätig werden. Nach Abschluss der Ausbildung haben Absolventen einen Gesellenstatus — Aufstiegsqualifikationen wie beispielsweise der Meister der Kosmetik sind nach einiger Zeit der Berufserfahrung möglich.
Absolventen von Berufsfachschule sollten bereits bei der Wahl der Berufsfachschule auf die Abschlussmöglichkeiten achten. Nur staatlich anerkannte Schulen können einen bundesweit anerkannten Abschluss und somit auch den Zugang zu Aufstiegsmöglichkeiten bieten. Bei privaten Berufsfachschulen sind die Träger für die Lerninhalte sowie den Prüfungsmaßstab verantwortlich. Hier werden in der Regel Zertifikate verliehen, die über Qualität und Inhalte der jeweiligen Ausbildungsabschnitte wenig Aussagekraft besitzen.
Die Finanzen
Auszubildende sind Angestellte ihres Ausbildungsbetriebes und arbeiten in der Praxisphase in Vollzeit, also je nach Alter bis zu 40 Stunden pro Woche. Dafür erhalten Sie eine feste monatliche Vergütung und haben Urlaubsanspruch. Je nach Größe und Schwerpunkt des Instituts kann die Vergütung sehr unterschiedlich ausfallen.
Für die schulische Ausbildung erhalten die Schüler keine Vergütung. Bei Berufsfachschulen handelt es sich in der Regel um private Träger, die sich über Schulgebühren finanzieren. Wer hierfür nicht über die finanziellen Mittel verfügt, kann unter bestimmten Voraussetzungen eine Förderung über die Agentur für Arbeit (Bildungsgutschein) oder im Rahmen des Berufsausbildungsförderungsgesetztes (BAföG) erhalten. Ergänzend stehen Bildungskredite über die staatliche KfW-Bank als Fördermittel für Aus- und Weiterbildungen zur Verfügung. Auch hier ist bei der Auswahl der Berufsfachschule auf eine entsprechende Zertifizierung (AZAV) zu achten, denn nicht alle Bildungsträger erfüllen die Voraussetzungen für die Annahme von Fördermitteln. Allerdings kommen die Schüler einer Berufsfachschule schneller in den Beruf und bekommen damit einen höheren Lohn als das Ausbildungsgehalt, das der Auszubildende noch bis zu 2 Jahren bezieht.
Duale vs. schulische Ausbildung –
Was sind die Unterschiede?
Grundsätzlich führen beide Ausbildungswege zum Ziel. Beim genaueren Hinsehen unterscheiden sie sich jedoch hinsichtlich Qualität und professioneller Vorbereitung auf die verschiedenen Tätigkeitsbereiche in der Kosmetik- und Wellnessbranche.
Ausbildung im dualen System
PRO
- Ausbildungsvergütung von Anfang an
- Erlernen der Berufspraxis von praktizierenden Profis im gewerblichen Kosmetikinstitut — direkt am Kosmetikkunden
- Direkter Einstieg in den Beruf im Anschluss an die Ausbildung — hohe Übernahmewahrscheinlichkeit
- Klassische Ausbildungsstruktur ideal für Schulabgänger
- Erreichen eines staatlich anerkannten Berufsabschlusses
CONTRA
- Gewebebetrieb steht im Vordergrund — oft kleine und mittlere, inhabergeführte Institute, die oft personell und finanziell nicht die Möglichkeit haben Azubis zu beschäftigen
- Mangel an Zeit, Personal und pädagogischer Fachkenntnisse — nur wenig Kosmetikinstitute haben das Personal und die entsprechenden Kenntnisse, um sich verantwortlich um die angehenden Kosmetikerinnen zu kümmern
- Defizite in der fachpraktischen Ausbildung — Kosmetikinstitute, die ausbilden können nur die Bandbreite vermitteln, die ihrem Angebot und ihrer Ausstattung entsprechen. Für Azubis kann dies eine Einschränkung und eine Verkürzung ihrer fachpraktischen Ausbildung auf Teilbereiche bedeuten
- Übung macht den Meister — kostet aber auch Zeit … für die wichtige Praxisausbildung müssen zusätzliche Übungsmodelle gefunden werden, die zum günstigen Preis behandelt werden jedoch auch Zeit und Material kosten
Ausbildung ausschließlich auf schulischem Weg an einer Berufsfachschule
PRO
- Intensive und professionelle Ausbildung in 12 Monaten — schneller Berufseinstieg möglich
- Zugang für alle Altersgruppen — besonders auch für Umschüler oder Quereinsteiger
- Flexible und zeitgemäße Ausbildungsinhalte, immer wieder angepasst an die Erfordernisse des Marktes
- Konzentration auf das Erreichen des Ausbildungsziels — Ausbildung der Schüler als Tätigkeitsschwerpunkt
- Qualifiziertes Lehrpersonal und Fachdozenten für die fachtheoretische und fachpraktische Kosmetikausbildung
- Arbeiten am Kunden von Anfang an — Modellkunden verschiedenen Alters und Typs ermöglichen ein vielseitiges und abwechslungsreiches Erlernen verschiedener Behandlungstechniken
- Vielfältige Weiterbildungs- und Spezialisierungsmöglichkeiten bereits während der Ausbildungszeit
- Vielfalt kennenlernen — Arbeiten mit regelmäßig wechselnden Depotfirmen
CONTRA
- Keine Vergütung, stattdessen teilweise hohe monatliche Schulgebühren
- Hohes Maß an Eigenverantwortung und Disziplin erforderlich
- Intensives und regelmäßiges Lernen und Wiederholen sind wichtige Voraussetzungen für einen erfolgreichen Abschluss
- Wenig Erfahrung in der Organisation und mit den alltäglichen Abläufen eines Kosmetikbetriebes
- Fehlende Ausbildungsstandards bei privaten Bildungsträgern — unübersichtlicher Mix aus privaten Abschlüssen und Zertifikaten
Start in die Kosmetikausbildung:
Darauf sollten Schulabgänger und Berufseinsteiger achten
Beide Formen der Berufsausbildung haben Ihre Vor- und Nachteile. Welche Variante am besten zu einem passt hängt von vielen persönlichen Faktoren wie beispielsweise Alter, Lebensphase sowie den anschließenden beruflichen Plänen und Zielen ab. Auch die Finanzierung der Ausbildung ist ein wichtiges Entscheidungskriterium. Grundsätzlich ist jedoch bei beiden Ausbildungsmöglichkeiten auf eine moderne und qualitativ hochwertige Lernumgebung sowie entsprechende Abschlussmöglichkeiten zu achten. Bei der Wahl des Ausbildungsbetriebes in der dualen Ausbildung spielen ein breites Behandlungsspektrum, sowie die Möglichkeit viele Kunden behandeln zu dürfen eine zentrale Rolle während bei einer schulischen Ausbildung die Qualität des Anbieters sowie anerkannte Ausbildungsgänge wichtige Entscheidungshilfen darstellen.
Erfolgreich als KosmetikerIn:
Welche Ausbildung ist die Richtige
Unsere Erfahrung zeigt, dass die duale Ausbildung bei Schulabgängern besonders erfolgreich ist: Sie bietet nicht nur ein festes Gehalt, sondern auch einen anerkannten Abschluss und möglicherweise sogar eine direkte Übernahme in den ersten Job nach Abschluss der Ausbildung. Der Übergang von der vertrauten Struktur der Regelschule zur Berufsschule verläuft in der Regel reibungslos, und die vergleichsweise längere Ausbildungszeit von drei Jahren ermöglicht ein gut machbares Lerntempo.
Eine rein schulische Ausbildung hingegen bietet Unabhängigkeit und Flexibilität, erfordert jedoch gleichzeitig eine hohe Lernbereitschaft und Disziplin. Der Einstieg ist jederzeit möglich, unabhängig von Alter und Vorbildung. Diese Ausbildungsform erfreut sich besonders bei Quereinsteigern oder Personen, die aus verwandten Berufen umsteigen möchten, großer Beliebtheit. Durch die intensive Ausbildung ist ein schneller Berufseinstieg möglich, was für Interessenten, die sich anschließend selbstständig machen möchten, von großer Bedeutung ist.
Ausbildung geschafft:
Wie geht es weiter?
Kosmetiker, die eine abgeschlossene Ausbildung oder einen gleichwertigen Abschluss an einer anerkannten Berufsfachschule vorweisen können, haben ausgezeichnete Berufsaussichten. In sämtlichen Bereichen der Branche herrscht derzeit ein großer Fachkräftemangel. Als qualifizierte KosmetikerIn besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Kosmetikbetrieb die ehemalige Auszubildende gerne übernimmt. Der Einstieg ins Berufsleben erfolgt reibungslos, ohne längere Probe- oder Einarbeitungszeiten.
Insbesondere im Tourismusbereich ist eine hohe Nachfrage nach gut ausgebildeten Allroundern zu verzeichnen, die über ein breites Spektrum an Fähigkeiten verfügen. Hier können Absolventen von Fachschulen ihre Stärken ausspielen. Auch Schüler, die sich für eine Karriere als selbstständige KosmetikerIn entscheiden, wählen oft den Ausbildungsweg an einer Berufsfachschule, um intensiv und effizient alle wesentlichen Grundlagen für ihren zukünftigen Beruf zu erlernen.
FAZIT:
Beide Ausbildungsvarianten bieten eine fundierte Berufsausbildung, um dem Traumberuf der KosmetikerIn einen großen Schritt näher zu kommen. Um keine Enttäuschungen zu erleben, empfehle ich von Kurzausbildungen unter einem Jahr Abstand zu nehmen und die Zeit lieber sinnvoll in eine hochwertige Ausbildung zu investieren — nicht nur die Berufschancen und Gehaltsaussichten verbessern sich dadurch enorm. Die Erfahrung zeigt, dass Qualität, Fachwissen und eine exzellente Kundenberatung nach wie vor Voraussetzung für eine langfristige und erfolgreiche Tätigkeit als angestellte oder selbstständige KosmetikerIn sind.
Egal für welche Ausbildungsform sich Interessenten entscheiden: die Kosmetik- und Wellnessbranche bietet für jeden vielfältige Möglichkeiten sich weiter zu entwickeln und sich über Fort- und Weiterbildung auch in Zukunft immer wieder neue Berufschancen zu eröffnen. Wir freuen uns in jedem Fall über jeden, der den Weg in die Kosmetik findet!
Tanja Schaile, «Akademie der Kosmetik» — Berufsfachschule für Kosmetik & Wellness